Stakeholder

Stakeholder-Interessen und Analysemethoden

Mit dem Begriff Stakeholder („Anspruchsgruppe“) werden intern und extern beteiligte Personengruppen an Unternehmen bezeichnet, die gegenwärtig oder in Zukunft von den unternehmerischen Tätigkeiten direkt oder indirekt betroffen sind. Sie leiten also Ansprüche unmittelbar oder mittelbar ab.

Definitionen

Gemäß Gablers Wirtschaftslexikon kann Stakeholder mit „Anspruchsgruppen“ übersetzt werden. Dabei handelt es sich um „alle internen und externen Personengruppen, die von den unternehmerischen Tätigkeiten gegenwärtig oder in Zukunft direkt oder indirekt betroffen sind.“

Die Wikipedia definiert den Stakeholder-Begriff als „eine Person oder Gruppe, ie ein berechtigtes Interesse am Verlauf oder Ergebnis eines Prozesses oder Projektes hat.“

Typen von Stakeholdern

Zulieferer

Zulieferer sind in der Wertschöpfungskette eines Unternehmens unverzichtbar. Sie liefern notwendige Rohstoffe, Komponenten oder Dienstleistungen und beeinflussen somit direkt die Produktqualität und Verfügbarkeit. Ein verlässliches Verhältnis zu diesen Partnern kann sowohl Effizienz als auch Innovationskraft stärken.

Kunden

Als treibende Kraft des Geschäfts sind Kunden zentral für den wirtschaftlichen Erfolg. Ihre Bedürfnisse und Erwartungen zu verstehen, ist entscheidend, um Produkte oder Dienstleistungen erfolgreich am Markt zu platzieren. Kundenzufriedenheit führt zu langfristigen Geschäftsbeziehungen und ist oft ein Indikator für die Unternehmensleistung.

Mitarbeiter und Management

Als Herzstück jeder Organisation tragen Mitarbeiter mit ihrem Wissen und Engagement maßgeblich zum Unternehmenserfolg bei. Ihre Motivation und Zufriedenheit sind relevant für eine hohe Produktivität und Innovationskraft. Eine starke Unternehmenskultur und gute Arbeitsbedingungen sind Schlüssel zum Halten und Gewinnen qualifizierter Arbeitskräfte.

Das Management trifft strategische Entscheidungen, setzt die Unternehmensausrichtung fest und verantwortet deren Umsetzung. Sie sind entscheidend für die Steuerung der Betriebsleistung und repräsentieren das Unternehmen nach innen und außen. Ihre Führungskompetenz ist essenziell für die Unternehmensentwicklung.

Eigentümer und Anteilseigner (Shareholder)

Eigentümer besitzen das Unternehmen und haben ein fundamentales Interesse an dessen Wertsteigerung. Ihre Ziele und Strategien bestimmen oft die Richtung, in die ein Unternehmen steuert. Sie profitieren von Gewinnen und tragen gleichzeitig das Risiko von Verlusten.

Anteilseigner, oder Aktionäre, sind Inhaber von Anteilen am Unternehmen und besitzen damit einen Anspruch auf Teilhabe am Gewinn. Ihre Investitionen dienen oft als Kapitalgrundlage und sie haben ein vitales Interesse an einer positiven Unternehmensentwicklung.

Geldgeber

Banken und andere Finanzinstitutionen, die dem Unternehmen Kapital in Form von Krediten oder Anleihen bereitstellen, erwarten eine termingerechte Rückzahlung inklusive Zinsen. Ihre Risikobewertung und Finanzierungskonditionen können erheblichen Einfluss auf die Betriebsführung haben.

Regierung und Behörden

Regierungen auf verschiedenen Ebenen gestalten den rechtlichen und wirtschaftspolitischen Rahmen, in dem Unternehmen agieren. Gesetze, Richtlinien und Fördermittel sind nur einige Aspekte ihres Einflusses auf wirtschaftliche Aktivitäten und organisatorische Entscheidungen.

Behörden überwachen die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen und Normen. Finanzämter sorgen für die korrekte Abführung von Steuern, während Aufsichtsbehörden regulative Anforderungen überwachen und deren Einhaltung sicherstellen, sowohl im finanziellen Sektor als auch in der Qualitätssicherung.

Wettbewerber

Wettbewerber beeinflussen Marktbedingungen und Marktdynamiken entscheidend. Durch ihre Innovationskraft, Preisgestaltung und Marktstrategien zwingen sie ein Unternehmen zur kontinuierlichen Optimierung und Weiterentwicklung, um im Markt bestehen zu können.

Interessensgründe

Amitai Etzioni benennt drei Gründe, warum ein Stakeholder an einer Organisation interessiert ist:

  • Zwang: Die Beeinflussten sind gezwungen, eigene Ressourcen zum Unternehmen beizutragen
  • Beiderseitig nutzende Transaktion: die Beeinflussten in der Transaktion erhalten physische Belohnungen für die Transaktion
  • Identifikation: Die Stakeholder identifizieren sich mit dem, was sie sich unter den Werten, Normen oder Glauben der Organisation vorstellen.

Die unterschiedlichen Anspruchsgruppen und deren Interessen sind der folgenden Tabelle zu entnehmen:

Stakeholder: Anspruchsgruppen und deren Interessen (Quelle)

Netzwerkverbund

Da die einzelnen Stakeholder zumeist eng miteinander – in Bezug auf ihre jeweiligen Interessen – verbunden sind und nicht losgelöst von einander agieren, lassen sich auch gewisse Abhängigkeiten von bzw. zueinander darstellen:

Stakeholder Netzwerkverbund
Stakeholder im Netzwerkverbund

In einer Welt, die immer stärker vernetzt und interdependent wird, ist der Aufbau und die Pflege eines robusten Stakeholder-Netzwerkverbunds nicht nur wünschenswert, sondern absolut notwendig für den langfristigen Erfolg jedes Unternehmens. Dieser Beitrag beleuchtet, warum ein solcher Verbund entscheidend ist und wie er effektiv gestaltet werden kann.

Was ist ein Stakeholder-Netzwerkverbund?

Ein Netzwerkverbund der beteiligten bezieht sich auf die systematische Vernetzung von Individuen, Gruppen oder Organisationen, die direkt oder indirekt Einfluss auf oder Interesse an den Aktivitäten eines Unternehmens haben. Dazu gehören Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten, Investoren, Gemeinschaften und sogar Wettbewerber. Die Idee ist, ein Ökosystem zu schaffen, in dem Informationen, Ressourcen und Unterstützung frei fließen können, um gemeinsame Ziele zu erreichen.

Die Vorteile eines starken Netzwerkverbunds

  1. Erhöhte Innovation: Durch den Austausch von Ideen und Ressourcen innerhalb des Netzwerks können Unternehmen neue Lösungen schneller entwickeln und auf den Markt bringen.
  2. Risikominderung: Ein gut informiertes und engagiertes Netzwerk kann helfen, potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen und zu adressieren, bevor sie sich zu ernsthaften Herausforderungen entwickeln.
  3. Verbesserte Reputation: Unternehmen, die aktiv mit ihren Stakeholdern kommunizieren und zusammenarbeiten, genießen oft ein höheres Maß an Vertrauen und Loyalität, was ihre Marke stärkt.
  4. Zugang zu neuen Märkten und Ressourcen: Durch Partnerschaften innerhalb des Netzwerks können Unternehmen neue Märkte erschließen und Zugang zu kritischen Ressourcen erhalten, die sonst schwer zugänglich wären.

Strategien zum Stärken des Netzwerkverbunds

  1. Aktive Kommunikation: Regelmäßige, transparente Kommunikation mit den Beteiligten hilft, Vertrauen aufzubauen und sicherzustellen, dass alle auf dem gleichen Stand sind.
  2. Stakeholder Engagement: Unternehmen sollten die Beteiligten aktiv in Entscheidungsprozesse einbeziehen, um ihre Bedürfnisse und Erwartungen besser zu verstehen und zu erfüllen.
  3. Kollaborative Partnerschaften: Die Bildung strategischer Partnerschaften mit anderen Organisationen kann Synergien schaffen und allen Beteiligten Vorteile bringen.
  4. Technologie nutzen: Digitale Plattformen und Tools können den Informationsaustausch erleichtern und die Zusammenarbeit innerhalb des Netzwerks verbessern.

Ein effektiver Netzwerkverbund ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit in der heutigen schnelllebigen und komplexen Geschäftswelt. Durch die Förderung offener Kommunikation, die Einbindung von Stakeholdern und die Bildung strategischer Partnerschaften können Unternehmen ein starkes Netzwerk aufbauen, das nicht nur ihren eigenen Erfolg unterstützt, sondern auch einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leistet. Die Investition in den Aufbau und die Pflege dieser Beziehungen zahlt sich langfristig aus und schafft einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil.

Stakeholder-Analyse

Projektumfeldanalyse

Bei der Analyse der einzelnen Stakeholder wird neben der Ermittlung der Interessenträger auch die Art und Weise der Beziehungen zueinander betrachtet. In Projekten wird sie daher auch Projektumfeldanalyse genannt. Für die Analyse der unterschiedlichen Stakeholder bietet sich dieses Excel-Tool (.xls-Datei) an.

Dafür werden die jeweilige Beeinflussbarkeit und der Einfluss der einzelnen relevanten Stakeholder zueinander in Beziehung gesetzt. Diese sind definiert durch:

  • Macht: Als die Fähigkeit einer Bezugsgruppe, ihre Vorstellungen durchzusetzen;
  • Legitimation: Die Wahrnehmung einer Bezugsgruppe, dass ihre Ziele und Handeln im herrschenden Normen- und Wertsystem wünschenswert oder angemessen sind;
  • Dringlichkeit: Auf die Ansprüche der Bezugsgruppe muss rasch eingegangen werden und sie besitzen eine hohe Priorität für das Unternehmen (zeitlich und inhaltlich kritisch)

Insgesamt ist es ein gutes und vor allem einfaches Werkzeug, um sich auch als HR Interim Manager rasch einen Überblick über die oftmals komplexen Beziehungsgeflechte und deren Beeinflussbarkeit zu verschaffen.

Diagramm mit X- und Y-Achse der Stakeholder-Analyse.
Stakeholder-Analyse als Teil der Umfeldanalyse

Für jedes der vier Felder der Matrix ergeben sich gewissermaßen „Normstrategien“, die sich aus der Bedeutung der jeweiligen Bezugsgruppen für das Unternehmen ableiten.

Spielmacher

Die Beziehung genießt höchste Priorität, da sie einerseits das Unternehmen stark beeinflussen können, andererseits dem Unternehmen aber auch selbst Möglichkeiten der Beeinflussung gegeben sind. Intensive Kommunikation auf hohem Niveau ist hier also notwendig. Ein Beispiel für Spielmacher können die Mitglieder der Eigentümerfamilie in einem Familienunternehmen sein.

Joker

Diese Bezugsgruppen haben gegenüber dem Unternehmen große Macht, sind jedoch kaum beeinflussbar. Ziel der Interaktion sollte es daher zumeist sein, diese Gruppen enger ans Unternehmen zu binden, um dadurch ihre Beeinflussbarkeit zu erhöhen. Ein Beispiel können staatliche Behörden sein, die sehr direkt Einfluss auf das Wirtschaftsgeschehen nehmen können. Langjährige Beziehungspflege und gute Kommunikation können die Position des Unternehmens im Umfeld oft deutlich stärken.

Gesetze

Aufgrund ihres geringen Einflusses auf das Unternehmen genießen diese Anspruchsgruppen nur geringe Priorität. Dennoch spielt die Interaktion mit ihnen eine Rolle, da sie durch das Unternehmen beeinflusst werden.

Randfiguren

Außer der kontinuierlichen Beobachtung erfordern diese Gruppen in aller Regel keinerlei Handeln, da sie weder Einfluss auf das Unternehmen besitzen noch vom Unternehmen beeinflussbar sind. Bei den Randfiguren wie auch bei den Gesetzten ist jedoch auf eventuelle Machtverschiebungen im Zeitverlauf zu achten, da einzelne Bezugsgruppen an Einfluss gewinnen oder sich mit anderen zu Koalitionen zusammenschließen und damit ihren Einfluss auf das Unternehmen ausbauen können.

Weitere Möglichkeiten der Stakeholder-Analyse

  • Stakeholder-Mapping: Visualisierung der Stakeholder in Bezug auf ihre Macht, Einfluss und Interessen bezüglich des Unternehmens oder Projekts. Dies hilft, Prioritäten zu setzen und zu entscheiden, wie mit jedem Stakeholder umgegangen werden soll.
  • Stakeholder-Interviews: Direkte Gespräche mit Stakeholdern, um ihre Sichtweisen, Erwartungen und Bedenken zu verstehen. Dies kann qualitative Einblicke liefern, die für die Strategieentwicklung wichtig sind.
  • Fragebögen und Umfragen: Einsatz quantitativer Methoden, um Meinungen, Zufriedenheit und Erwartungen einer breiteren Gruppe von Stakeholdern zu erfassen.
  • SWOT-Analyse: Identifizierung von Stärken, Schwächen, Chancen und Bedrohungen im Zusammenhang mit Stakeholder-Beziehungen, um strategische Entscheidungen zu unterstützen.
  • PESTLE-Analyse: Bewertung der makroökonomischen Faktoren (politisch, ökonomisch, sozial, technologisch, rechtlich und ökologisch), die die Stakeholder-Interessen und das Unternehmensumfeld beeinflussen.
  • Einfluss-Interessen-Matrix: Einordnung von Stakeholdern basierend auf ihrem Interesse und ihrem Einfluss auf das Projekt oder Unternehmen, um die Kommunikations- und Engagementstrategie zu leiten.

Während die erste, aufgeführte Analysemethode, das Stakeholder-Mapping, eine allgemeine Übersicht über alle Stakeholder und ihre Beziehungen zum Unternehmen bietet, dient die Einfluss-Interessen-Matrix dazu, Stakeholder gezielt nach ihrem Einfluss und ihren Interessen zu analysieren und zu priorisieren.

Das Stakeholder-Mapping ist also ein breiterer, explorativer Ansatz, während die Einfluss-Interessen-Matrix ein spezifischer, analytischer Ansatz ist, der auf die Entwicklung gezielter Strategien für das Stakeholder-Management abzielt.

Die Rolle des Interim-Managers in der Stakeholder-Analyse

Die Unterstützung eines Interim-Managers (Was macht ein Interim Manager) kann in mehreren Aspekten der Stakeholder-Analyse und des Managements sehr sinnvoll sein. Zum einen bringen Interim-Manager oft umfangreiche Erfahrungen aus verschiedenen Branchen und Projekten mit, die eine objektive und frische Perspektive in die Stakeholder-Analyse einbringen können.

Da Interim-Manager für einen vordefinierten Zeitraum engagiert werden, sind sie außerdem darauf ausgerichtet, schnell und effektiv Ergebnisse zu liefern, was besonders in dynamischen oder kritischen Phasen des Unternehmens von Vorteil sein kann.

Darüber hinaus können Interim-Manager nicht nur bei der Analyse unterstützen. Gute und erfahrene externe Experten können auch dabei helfen, basierend auf den Analyseergebnissen strategische Pläne zu entwickeln und deren Umsetzung zu leiten.

Das kann gerade in dynamischen Zeiten und rund um das Change Management, der Change Management Kommunikation und damit zusammenhängend mit der Anwendung von Change Management Methoden erfolgskritisch sein.

Literaturempfehlung

A. Etzioni: A Comparative Analysis of Complex Organisations, The Free Press, New York – zitiert in Eric Cassells (2002) Organisational Purposes and Objectives, Open University, Milton Keynes; ISBN 0-749-23902-6 (S. 23)]